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Diagnose und Behandlung lymphathischer Erkrankungen

Die Diagnostik und Differenzierung lymphatischer Erkrankungen beinhaltet zunächst eine genaue Anamnese und subtile körperliche Untersuchung, an apparativen Untersuchungen ist in der Regel eine (Duplex-) Sonographie ausreichend. Untersuchungsverfahren wie Lymphszintigraphie sind speziellen Fragestellungen vorbehalten.

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Diagnostik

Die Diagnostik und Differenzierung lymphatischer Erkrankungen beinhaltet zunächst eine genaue Anamnese und Inspektion und eine subtile körperliche Untersuchung. An apparativen Untersuchungen ist in der Regel eine (Duplex-)Sonographie ausreichend. Diese ist nicht invasiv, schmerzfrei, beliebig oft wiederholbar und eignet sich auch für Verlaufskontrollen. Weitere, allerdings invasive Untersuchungsmethoden sind die Isotopenlymphographie, die Kernspinlymphangiographie und die Fluoreszenzmikrolymphographie. Diese Verfahren sind aber nur bei sehr speziellen Fragestellungen erforderlich und in der Regel für die Diagnostik entbehrlich.

Therapie

Die Basistherapie des Lymphödems ist die sogenannte KPE: die Komplexe Physikalische Entstauung. Diese besteht aus folgenden Bestandteilen:

  • manuelle Lymphdrainage (ML)
  • Kompressionstherapie mit speziellen komprimierenden Wechselbandagen bzw. medizinischen Kompressionsstrümpfen
  • entstauende Bewegungsübungen
  • Hautpflege.
  • spezielle Therapieformen: intermittierende apparative Kompression:IAK (synomym:AIK,IPK)

Nur das Zusammenspiel aller Bausteine der Therapie führt zum Erfolg. Gewichtung der einzelnen Therapiebestandteile und Behandlungsintensität unterliegen dabei einer Dynamik. Für den Erfolg der Therapie ist entsprechende Aufklärung des Patienten über Therapiebestandteile, praktisches Vorgehen und Entwicklung der Behandlung unabdingbar.

Manuelle Lymphdrainage

Hierbei handelt es sich um eine sanfte Therapie mit der Gewebe entstaut werden kann. Durch verschiedene kreisförmige Griffe und mit leichtem Druck werden die Lymphgefäße geöffnet und der Transport über die Lymphbahnen aktiviert, sodass die Flüssigkeit – die Lymphe – besser abfließen kann. Die Lymphbahnen führen zu den Lymphknoten, in denen die Lymphe gefiltert und gereinigt wird.

Die manuelle Lymphdrainage ist eine ganzheitliche zeitaufwendige Behandlung, bei der am Hals begonnen, danach der Rumpf und letztendlich die Extremitäten behandelt werden. In der Entstauungsphase muss die KPE (Komplexe Physikalische Entstauungstherapie) mehrmals wöchentlich durchgeführt werden. Nur durch Regelmäßigkeit kann ein gutes Ergebnis erziehlt werden.

Kompressionstherapie

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Die Kompressionstherapie ist ein unabdingbarer Bestandteil der KPE (Komplexe Physikalische Entstauungstherapie). In der ersten Therapiephase – der Entstauung – geschieht dies durch Kompressionsverbände und Polstermaterial, die der individuellen Ödemform und der Volumenabnahme angepasst werden. Diese mehrlagige Bandagierung sollte unbedingt von geschulten Therapeuten nach jeder manuellen Lymphdrainage angelegt werden.

Auch mit der Kompression ist ein normales Alltagsleben möglich. Strammes Laufen in der Bandagierung ist sogar förderlich, da es hierbei durch die Muskelkontraktion zur Anregung des Lymphsystems kommt. Erst wenn das Ödem optimal entstaut ist, beginnt die Phase der Erhaltung und Optimierung. Hier finden dann in erster Linie nach Maß gefertigte Kompressionsstrümpfe ihre Anwendung.

Kompressionsbehandlungen sind indiziert:

  • in einer Ödemreduktionsphase
  • wenn noch keine Kompressionsbestrumpfung vorhanden ist
  • bei komplizierten Ödemen, wenn die Kompressionsbestrumpfung allein nicht ausreicht
  • bei nässenden Ekzemen
  • bei hautentzündungen
  • bei Fistelungen und offenen Wunden
  • bei Ulzerationen

Bandagierungen bestehen aus

  • Basismaterial
  • Polstermaterial
  • Kompressionsbinden
  • Kompressionsbandagen

Basismaterial

Aus hygienischen Gründen wird als Basismaterial ein Schlauchverband aus Baumwolle benötigt, der den Schweiß aufsaugt und öfter gewechselt werden kann. Auch hilft er bei Gummi- oder Schaumstoffallergien.

Polstermaterial:

Dieses ist erforderlich, um lokalisierte Druckerscheinungen durch die Bandagen wie z.B. Querrillen und Scheuerstellen zu vermeiden, meist im Bereich von Gelenken. Als Polstermaterial können Wattebinden, Schaumstoffbinden, Schaumstoffplatten oder Kompressen verwendet werden.

Kompressionsbinden:

Sie werden in Form von elastischen Mullbinden für die Finger und Hände sowie Zehen und Vorfüße als Bandageersatz benötigt sowie zur Fixierung des Polstermaterials vor Anlage der Kompressionsbandage.

Kompressionsbandagen:

Die Kompressionsbandagen sind der wichtigste Teil der gesamten Bandage, da sie den Druck auf das Ödem erzeugen. Wir unterscheiden hier Kurz- und Langzugbinden. Kurzzugbinden haben einen niedrigen Ruhedruck, aber einen höheren Arbeitsdruck. Das heißt, bei Bewegung wird der Druck auf das Ödem erhöht. Langzugbinden haben dagegen einen in etwa gleich hohen Ruhe- und Arbeitsdruck. Sollen Bandagen über mehrere Tage liegen bleiben, sollten diese überwiegend aus Kurzzugbinden bestehen.

Bestrumpfung

Welche Kompressionsklasse und welche Strumpfart (Länge, Material) der Arzt letztlich zur Behandlung seines Patienten wählt, muss in jedem Einzelfall individuell entschieden werden. Dies hängt im Wesentlichen von dem Befund, aber auch von dem Ort ab, an dem sich die Abflussstörung befindet. Eine starre Zuordnung einer Kompressionsklasse zu einer Diagnose ist nicht sinnvoll. Damit der Kompressionsstrumpf an das Bein des Patienten passt, müssen Umfangs- und Längenmaße genau erfasst werden. Ein Musterblatt legt Menge und Orte der Maße für jeden Strumpf fest. Für den Kniestrumpf gibt es zwölf und für die Strumpfhose 43 verbindliche Maße.

Medizinische Kompressionsstrümpfe werden in zwei unterschiedlichen Strickverfahren hergestellt: Im so genannten Rundstrick- und im Flachstrickverfahren. Rundgestrickte Kompressionsstrümpfe werden auf einem runden Strickzylinder gefertigt, der eine fixierte Anzahl von Nadeln besitzt. Da bei diesem Produktionsverfahren keine Maschen zu- oder abgenommen werden können, erfolgt die anatomische Formgebung des Gestricks durch eine Änderung der Maschengröße und der Fadenspannung. Rundgestrickte Strümpfe haben keine Naht. Bei gleichzeitiger Einhaltung des medizinisch geforderten Druckverlaufs sind dieser Produktionsmethode hinsichtlich des Beinumfangs jedoch Grenzen gesetzt. Ungewöhnlich große Umfänge sowie lymphologische Erkrankungen werden zum größten Teil mit flachgestrickten Kompressionsstrümpfen behandelt. Beim Flachstrickverfahren entsteht im Gegensatz zum Rundstrickverfahren ein flaches, zweidimensionales Gestrick. Bei diesem Strickverfahren ist es möglich, Maschen zu- oder abzunehmen und die Form des Strumpfes dadurch auf alle notwendigen Umfangsvariationen abzustimmen. Am Ende des Produktionsprozesses wird das nach den individuellen Patientenmaßen hergestellte Gestrick zusammengenäht. So wird auch bei extremen Umfangsmaßen ein optimaler Druckverlauf ermöglicht. Im Flachstrickverfahren können neben Unter- und Oberschenkelstrümpfen sowie Strumpfhosen auch Armstrümpfe, Zehenkappen, Kompressionsleibchen- und BHs, Panty- und Caprihose, und viele weitere Kompressionsartikel hergestellt werden.

Intermittierende apparative Kompression

Die IAK, auch AIK (apparative intermittierende Kompression genannt) bezeichnet die apparative Anwendung pneumatischer Wechseldrucke. Die zu behandelnden Körperteile, meist Extremitäten aber auch Abdomen, werden in Luftkammern platziert, diese Kammern werden nur automatisiert in der Weise aufgeblasen, dass sich die nächstfolgende Kammer erst dann mit Luft füllt, wenn die davor liegende den gewünschten Behandlungsdruck erreicht hat. Sind alle Kammern gefüllt, so entweicht aus ihnen gleichzeitig die Luft. Nach einer Pause beginnt ein neuer Zyklus. Ein Rückstau von Flüssigkeit wird somit ausgeschlossen.

 

 

Der Einsatz der  der IAK geschieht unter folgenden Indikationen: Thromboembolieprophylaxe, der Entstauungstherapie venöser und lymphologischer Erkrankungen und der Beeinflussung der arteriellen Durchblutung im ambulanten und stationären Bereich.

Die apparative intermittierende Kompression ist beim Lymphödem eine Ergänzungstherapie und ist auch eine vom Patient selbst durchzuführende Intensivierung der Entstauung, diese Methode kann nicht und soll auch niemals die manuelle Lymphdrainage ersetzen. Beim Einsatz der apparativen intermittierenden Kompression muss jedoch das therapeutische Vorgehen durch den Lymphdrainagetherapeuten modifiziert werden, da dieser jetzt insbesondere auch  die Abflussbehandlung von der Extremitätenwurzel zum Körperzentrum hin intensivieren muss. In der Regel ist die Fortsetzung der begleitenden Kompressionstherapie durch Kompressionsstrümpfe oder den lymphologischen Kompressionsverband (LKV) unverzichtbar.

Eine geradezu ideale Therapiemöglichkeit ist die IAK bei Patienten, die sowohl ein Lymphödem als auch eine relevante periphere arterielle Verschlusserkrankung haben und bei denen die Kompressionstherapie deswegen kontraindiziert ist:
Hier ist durch Anwendung der IAK sowohl eine -moderate – Besserung der arteriellen Verschlusskrankheit möglich als auch eine wirksame Entstauung. Leider ist diese Erkenntnis noch nicht sehr verbreitet, so dass die Kostenübernahme eines solchen Gerätes durch die Kostenträger derzeit noch problematisch ist.

Partner des Lymphnetz Rhein-Ruhr Bauerfeind BSN Jobst Medi ofa Bamberg Juzo SLK