Das Lymphödem
Während der „Blutkreislauf“ im Allgemeinen bei der Bevölkerung in aller Munde ist, aber oft nicht gewusst wird, dass er aus einem arteriellen System besteht, das das Blut vom Herzen weg in die Körperperipherie und zu den Organen bringt und aus einem venösem System, das das Blut zurück zum Herzen bringt, besteht über das Lymphsystem eine völlige Unkenntnis. Selbst bei der Ausbildung von medizinischem Fachpersonal und Ärzten ist dies ein deutlich vernachlässigtes und unterrepräsentiertes Thema. Was ist nun überhaupt „Lymphe“:
Blut besteht aus korpuskulären Anteilen, also Zellen wie z. B. roten und weißen Blutkörperchen und aus einer Flüssigphase in dem diese Zellen quasi schwimmen. Diese Flüssigkeit heißt Blutplasma (Serum= Blutplasma ohne Gerinnungsfaktoren).
Aus den Kapillaren, den mikroskopisch kleinen Blutgefäßen, gelangt ein Teil des Blutplasmas zu Zwecken des Stoffwechsels (Antransport von versorgungswichtigen Bestandteilen und Abtransport von entsorgungspflichtigen Substanzen) in das umliegende Gewebe, das damit vollständig durchtränkt wird. Dieser Prozess dient der Ernährung der umliegenden Zellen. Die zellulären Elemente des Blutes durchdringen die Gefäßwand nicht und verbleiben in den Gefäßen. Die Gewebsflüssigkeit kann als Zwischenzellflüssigkeitsansammlung = Lymphe bezeichnet werden. Ein großer Teil dieser Flüssigkeitsmenge wird über die Lymphgefäße abtransportiert, die großen Lymphbahnen enden schließlich im Bereich des Oberkörpers in große Venen und die Lymphflüssigkeit wird damit zurück in den Blutkreislauf gebracht.
Letztendlich ist jeder Schwellungszustand des Körpers auf eine vermehrte lokale oder generalisierte Wasser-/Lymphansammlung zurückzuführen.
Dieses gesamte System ist in der Regel gut ausbalanciert, so dass die Transportkapazität ausreichend ist und keine Ödeme (= Schwellungen) auftreten. Es gibt jedoch zahlreiche angeborene oder erworbene Erkrankungen, die zu einer Störung dieser Balance und damit einer Ödementwicklung führen.
Von Schwellungszuständen (meist zumindest eine geringe Dynamik) sind mehr oder weniger statische Umfangsvermehrungen z. B. der Arme oder Beine zu unterscheiden. Daneben gibt es auch Mischbilder verschiedener Erkrankungen, die zu Beinumfangsvermehrungen mit mehr oder weniger zusätzlicher Schwellung führen.
Ein solches Lymphödem kann angeboren als sog. primäres Lymphödem auftreten oder sich sukzessive aus einer Anlagestörung von Lymphbahnen und Lymphknoten entwickeln. Als sekundär bezeichnet man Lymphödeme, die aus einer im Laufe des Lebens erworbenen Lymphbahn oder Lymphknotenschädigung resultieren z. B. nach Lymphknotenentfernung, durch Bestrahlung etc. oder durch Schädigung der Lymphbahnen z. B. durch Operation oder Verletzung. Letztlich sind auch alle Ödeme, die durch vermehrten Anfall oder schlechten Abstrom von Lymphflüssigkeit wie z. B. Leberinsuffizienz, Herzschwäche, Störung der Nierenfunktion entstehen oder auch bei einer unbehandelten venösen Insuffizienz (z. B. bei Krampfaderleiden oder sog. Postthrombotischen Syndrom) entstehen, Lymphödeme – im Falle einer venösen Erkrankung „Phlebödeme“. Diese Klasse der Lymphödeme nennt man sekundäre Lymphödeme.
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Wir hoffen, dass Sie sich durch diese Einführung einen Überblick über dieses zugegebenermaßen etwas schwierige Gebiet verschaffen konnten.